Die Tradition mit Pflanzen zu heilen, reicht bis in die früheste Menschheitsgeschichte zurück. Unsere Vorfahren nahmen die Pflanzen als lebendige, beseelte Wesen wahr und vertrauten auf ihre heilsame Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Heute vertrauen wir zurecht auf die moderne Wissenschaft und die Errungenschaften der Medizin. Kann man zum Wohle des Hilfesuchenden beides verbinden?
Die Naturwissenschaft und speziell die Humanmedizin haben sich in den letzten Jahrzehnten in rasantem Tempo entwickelt. Viele Krankheiten, an denen früher Menschen gestorben sind, sind jetzt heilbar; die medizinische Versorgung ist zumindest in unseren Breiten sehr gut und die moderne Technik vermag unvorstellbar viel. Das ist gut so, doch sind auch Schattenseiten dieser Entwicklung zu beobachten. Auf der Suche nach klar definierten, objektiv messbaren Fakten, die standardisierbar sind, verlieren wir den Blick auf das Ganze und die Erkenntnis, dass alles mit allem in Beziehung steht. Eine gerätedominierte, evidenzbasierte Medizin birgt die Gefahr den persönlichen Bezug zum Patienten zu verlieren.
Zudem wird in der modernen Pharmakologie nach hochpotenten Wirkstoffen in Pflanzen gesucht. Sie werden isoliert, standardisiert, ggf. synthetisiert bzw. ihre Wirksamkeit durch chemische Anhängsel verstärkt. Die Bedeutung der ganzen Pflanze als Heilmittel und mit ihr eine jahrtausendealte Erfahrungsmedizin werden zurückgedrängt. Eine ganzheitliche Betrachtung des Lebewesens „Heilpflanze“, die neben der Wirkung ihrer Inhaltsstoffe auf den Körper auch Emotionales und Spirituelles miteinschließt, ging in der modernen Medizin verloren.
Beziehung Heilpflanze – Mensch
Heilpflanzen, wie Kräuter und Bäume, können helfen an Leib und Seele „heil“ zu bleiben oder zu werden. Im Sinne einer ganzheitlichen Therapie sollte man beides auch nicht voneinander trennen. Eine „spirituelle Pflanzenheilkunde“ kann hilfreich sein wieder in Beziehung zu sich selbst und zu seiner Umwelt zu kommen und damit körperliche und / oder seelische Beschwerden aufzulösen.
Wissenschaft und Schulmedizin gehen einen anderen Weg. Dazu benötigen medizinisch-therapeutisch anerkannte Arzneipflanzen sogenannte „Positiv-Monografien“, die ihre wirksamen und unbedenklichen Inhaltsstoffe beschreiben und den Einsatz der Pflanze bei bestimmten Indikationen (durch Studien) bestätigen. Viele traditionelle Heilpflanzen haben diese „Anerkennung“ (noch) nicht bekommen. Entweder wurden keine Wirkungen nachgewiesen oder es gibt zu wenig qualifizierte Studien.
Fazit
Die streng wissenschaftliche Untersuchung von traditionellen Heilpflanzen ist wichtig, um exakte Angaben hinsichtlich Inhaltsstoffen, Anwendungsgebieten, Dosierung, Wechsel- und Nebenwirkungen und Gegenanzeigen, Überdosierung etc. machen zu können. Dies ist auch notwendig, da vieles aus der traditionellen Heilkunde und der Klosterheilkunde verloren gegangen ist, was heute durch exakte Angaben ersetzt werden muss: Der / die Kräuterkundige hatte selbst meist jahrzehntelang Erfahrungen gesammelt, hatte jahrhundertealte Erfahrungen von einem/r „Lehrer/in“ übermittelt bekommen und konnte noch sehr individuell auf die Beschwerden des Hilfesuchenden eingehen. Er hatte ein Gespür / eine Intuition für Kräuter, ihre Wirkung und Dosierung und die seelischen oder körperlichen Wunden seiner Patienten. Die Beziehung „Heilpflanze – Heiler – Patient – Umwelt – Transzendenz – Schöpfung“ spielte eine große Rolle. Wichtig waren auch „das gute Wort“, Stärkung des Vertrauens in sich selbst, in Gott (oder wie immer man es nennen möchte) und seine Selbstheilungskräfte.
Auszug aus dem Artikel „Rationale Phytotherapie und Spirituelle Pflanzenheilkunde“ in unserem Gesundheitsmagazin „NATÜRLICH BESSER LEBEN“ Ausgabe Herbst/Winter 2021. Sie sind interessiert am vollständigen Artikel? Lesen Sie das Magazin und ältere Ausgaben zu spannenden naturheilkundlichen Themen bequem online. Werden Sie dazu Mitglied der AfN und melden Sie sich in unserem Mitgliederbereich unserer Website unter Mitgliedschaft Advanced an.