Mythos trifft Wissenschaft
Wenn die Tage kürzer werden, der Duft von Zimt und Tannengrün die Luft erfüllt, Kekse und Glühwein locken und die Christkindlmärkte im abendlichen Lichterglanz erstrahlen, tauchen wir ein in die zauberhaften Geschichten der Weihnachtszeit. Eine der bekanntesten erzählt von den Heiligen Drei Königen, die dem neugeborenen Jesuskind kostbare Gaben darbrachten – Geschenke von großem materiellen und geistigen Wert, zugleich aber auch besondere Heilmittel: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Symbole für Spiritualität, Macht und Heilung
- Gold steht für Reinheit, Unvergänglichkeit und göttliches Licht. In vielen Religionen symbolisiert es die Nähe zum Göttlichen und die Ewigkeit. Als universelles Zeichen für Reichtum und königliche Würde wird es oft mit Herrschaft und Macht
In der Alchemie galt Gold als perfektes Metall, das Harmonie und Gesundheit symbolisiert. Es wurde auch in der traditionellen Medizin alter Kulturen zur Stärkung der Lebenskraft und des Geistes eingesetzt – z.B. als feinstes Pulver in Tränken oder Salben. - Weihrauch steht für Gebet, Reinigung und die Verbindung zwischen Mensch und Gott. Sein Rauch wird als „Aufstieg der Seele“ interpretiert (Opfergabe für Gott). Weihrauch war kostbar und wurde in Tempeln und Palästen verwendet – ein Zeichen für Heiligkeit und königliche Macht. Er wurde traditionell zur Desinfektion von Wunden, bei Entzündungen und Atemwegserkrankungen eingesetzt und galt ganz allgemein als „reinigend“.
- Myrrhe symbolisiert Opfer, Hingabe und Tod, aber auch die Hoffnung auf Wiedergeburt – also auch die Geschichte Jesus. Sie wurde bei Einbalsamierungen und Ritualen verwendet. Als seltene und teure Substanz war Myrrhe ein Zeichen für Luxus und spirituelle Autorität. Sie wurde traditionell bei Wunden, Entzündungen und zur Stärkung des Immunsystems
Weihrauch – traditionelles Heilmittel mit entzündungshemmender Kraft
Sein therapeutisches Potenzial verdankt der Weihrauch in erster Linie den Boswellia-Säuren aus dem Harz des Weihrauchbaumes, die sich bei chronischen Entzündungen des Bewegungsapparates, des Magen-Darmtraktes, der Atemwege und der Haut als sehr wirksam erwiesen haben.
Aus frühen Schriften und Überlieferungen wissen wir, dass Weihrauch in der traditionellen indischen Heilkunst („Ayurveda“) eine große Rolle spielte. Auch die Ägypter wussten v.a. um die desinfizierende Wirkung des Weihrauchharzes. Es wurde medizinisch eingesetzt und war meist Bestandteil des wertvollen Salböls für die Einbalsamierung ihrer Verstorbenen. Die Ärzte der griechisch-römischen Antike verwendeten das Harz als Extrakt oder als Salbenzubereitung, zur Blutstillung und Desinfektion von Wunden. Auch die ätherischen Öle des Weihrauchs wurden geschätzt. Und natürlich hat Weihrauch eine lange Tradition als Räuchermittel. Seit Jahrtausenden und in fast allen Kulturen verräuchert der Mensch getrocknete Kräuter oder Baumharze. In religiösen und magischen Kulten sollte mittels Räucherung der Kontakt zu den himmlischen Mächten hergestellt werden. Besonders der äußerst kostbare Weihrauch stand als Geschenk an die Götter und zur Reinigung in hohem Ansehen. Spuren davon sind noch in christlichen Bräuchen zu finden.
Die Weisen aus dem Morgenland waren einem Stern gefolgt, der sie zur Geburtsstätte eines bedeutenden „Königs“ führen sollte. Aus diesem Grund hatten sie wohl u.a. Weihrauch als Geschenk mit im Gepäck: Neugeborene Söhne von Priestern und Königen wurden traditionell mit Weihrauch gesalbt.
Achtung: Nur der indische Weihrauch (Boswellia serrata) ist aufgrund der besseren Datenlage im aktuellen Europäischen Arzneibuch in Form einer Arznei-Pflanzen-Monografie gelistet.
Forschungserkenntnisse heute
In vielen präklinischen Studien konnten positive Effekte auf diverse Erkrankungen gezeigt werden, v.a. einhergehend mit Entzündungsgeschehen. Gute Ergebnisse liefern klinische Studien bei Erkrankungen wie z.B. Arthritis, Osteoarthritis, Gonarthrose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Asthma oder Erythematöses Ekzem.
- Entzündungshemmend und desinfizierend:
Boswelliasäuren hemmen Enzyme wie die 5-Lipoxygenase, die an der Bildung entzündungsfördernder Leukotriene beteiligt sind. Das macht Weihrauch interessant bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma, Morbus Crohn oder Asthma. - Schmerzlindernd, beruhigend und immunmodulierend:
Studien zeigen Effekte auf das Immunsystem und die Reduktion von Schmerzen bei Gelenkbeschwerden. - Weitere Potenziale:
Es gibt Hinweise auf antioxidative und sogar antiproliferative Wirkungen, die in der Krebsforschung untersucht werden.
Myrrhe – das Harz der Reinigung und Regeneration
Wie der Weihrauch gehört auch die Myrrhe zu den Balsambaumgewächsen. Myrrhe, das Harz des Myrrhe-Strauches („Commiphora myrrha“) war in der Antike ein begehrtes Heilmittel. Zur Zeit von Geburt Jesu wurde Myrrhe in Form eines Öls bzw. Balsams gegen Infektionen der Nabelschnur eingesetzt. Nach Jesus Tod soll sein Leichnam für das Begräbnis mit Sandelholz und Myrrhe vorbereitet worden sein. – Myrrhe also von der Wiege bis zur Bahre (für kultische Salbungen und zur Einbalsamierung). Im Vergleich zu anderen ätherischen Ölen werden in der Bibel Myrrhe und Weihrauch am häufigsten genannt.
Forschungserkenntnisse heute
Auch hier bestätigt die Wissenschaft die traditionellen Anwendungen:
- Antimikrobiell und entzündungshemmend:
Myrrhe enthält Terpene und Harzsäuren, die Infektionen bekämpfen und Entzündungen lindern. - Wundheilung und Mundgesundheit:
Sie wird in modernen Präparaten gegen Zahnfleischentzündungen und zur Hautregeneration eingesetzt. – Die Hebräer und andere Bibelvölker kauten Myrrhe wie Kaugummi und beugten so Infektionen im Mundbereich vor. - Antioxidative Wirkung:
Sie schützt Zellen vor freien Radikalen und unterstützt die Heilung.
Zudem soll das Öl der Myrrhe ein gutes Anti-Stress-Mittel sein. Es steigert das allgemeine Wohlbefinden und wirkt leicht stimmungsaufhellend.
Gold – Licht des Göttlichen und Quelle der Harmonie
Seit jeher gilt Gold als Inbegriff von Reinheit, Wert und göttlichem Glanz. Seine Bedeutung reicht weit über materiellen Reichtum hinaus: Als Symbol für Reinheit und Göttlichkeit verehrt, wurde es schon in früheren Zeiten als Heilmittel genutzt, obwohl es nicht zu den klassischen „pflanzlichen“ Heilmitteln gehört. Auch in der modernen Medizin spielt Gold eine Rolle.
- Historische Anwendungen: Schon im Altertum wurde Gold in Lösungen („Aqua regia“) als Heilmittel genutzt.
- Moderne Medizin: Goldverbindungen wurden lange bei rheumatoider Arthritis eingesetzt. Heute finden Gold-Nanopartikel Anwendung in der Krebstherapie als zielgerichtete Wirkstofftransporter; Gold in der Implantat-Technologie. In der Naturheilkunde spielt die Anwendung von kolloidalem Gold eine Rolle.
- Eigenschaften: Entzündungshemmend, antibakteriell und biokompatibel – ideal für Implantate und Hightech-Medizin.
Fazit
Die Gaben aus dem Morgenland sind weit mehr als romantische Symbole: Weihrauch und Myrrhe entfalten nachweisbare pharmakologische Wirkungen, während Gold seinen Platz in Hightech-Anwendungen und in der Naturheilkunde behauptet. In letzterer setzt man vereinzelt sogar auf die Kombination aller drei Gaben – eine ganzheitliche Verbindung, die nicht nur körperlich Vorteile bringen soll, sondern vor allem auf geistiger Ebene Klarheit und Erkenntnis fördern kann.
