STOFFWECHSEL VERSTEHEN – FAKTEN STATT MYTHEN

In der Gesundheitsbranche ist der Begriff „Stoffwechsel ankurbeln“ allgegenwärtig. Er suggeriert, dass sich durch bestimmte Diäten oder Mittelchen die Kalorienverbrennung steigern und das Abnehmen erleichtern lässt. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick darauf, was der Stoffwechsel eigentlich ist, und geben praktische Tipps, wie Sie ihn langfristig unterstützen.

Sicher ist
•   Unser Stoffwechsel ist sehr komplex und individuell!
•   Es gibt keine „Wundermittel“, aber viele kleine, nachhaltige Hebel.
•   Kritisches Denken ist gefragt – besonders bei Diätversprechen.
•   Eine gesunde Lebensweise ist der beste Weg, den Stoffwechsel zu unterstützen.

Was bedeutet „Stoffwechsel“?
Unter Stoffwechsel (Metabolismus) versteht man im biologischen Sinne die Gesamtheit der Vorgänge, die zur Energie-Erzeugung und zum Aufbau von Körperbestandteilen dienen:
Der Körper nimmt mit der Nahrung Nährstoffe (z. B. Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe etc.) auf. Diese Bestandteile der Nahrung werden in den Zellen verstoffwechselt, also ab-, auf bzw. umgebaut, damit sie entsprechend genutzt werden können.

Es gibt zwei Phasen des Stoffwechsels – die anabole und katabole Phase. Der anabole Stoffwechsel umfasst alle Aufbauprozesse, die für das Wachstum der Zellen und ihre Erhaltung erforderlich sind. Der katabole Stoffwechsel sorgt für den Abbau energieliefernder Nährstoffe und kontinuierliche Energieproduktion. Beide Stoffwechselvorgänge sind eng miteinander verbunden und bedingen sich gegenseitig:

Anaboler Stoffwechsel – alle biochemischen Prozesse im Körper, die Aufbauarbeit leisten. Dabei werden aus kleinen Molekülen größere, komplexe Strukturen gebildet – zum Beispiel Proteine aus Aminosäuren oder Glykogen aus Glukose – für Aufbau und Reparatur von Gewebe, Speicherung von Energie und Wachstum. Diese Prozesse verbrauchen Energie, meist in Form von ATP.

Kataboler Stoffwechsel – sorgt für den Abbau von Molekülen (in kleinere Einheiten) und ist vornehmlich für die Energiegewinnung zuständig, z.B.:
   Glykogenolyse (Abbau von gespeichertem Glykogen in der Leber und Muskulatur zu Glukose)
•   Glykolyse (weiterer Abbau von Glukose zur Energiegewinnung)
•   Beta-Oxidation (Abbau von Fettsäuren zu Acetyl-CoA, das in den Citratzyklus eingespeist wird)
•   Citratzyklus (Weiterer Abbau von Acetyl-CoA zur Energiegewinnung (ATP, NADH, FADH₂)
•   Proteolyse (Abbau von (Muskel-)Proteinen zu Aminosäuren, die dann weiter zu Energie oder Bausteinen verarbeitet werden)

Diese Prozesse unterliegen einem Regelkreis, an dem u.a. beteiligt sind:
•   Hormone (fungieren auch als Botenstoffe) wie Insulin, Schilddrüsenhormone
•   Neurotransmitter (= Botenstoffe)
•   (Co-)Enzyme
•   (Co-)Faktoren

Am Aufbau von Hormonen, Neurotransmittern, Enzymen und Co-Faktoren wiederum sind u.a. beteiligt:
•   Aminosäuren (Proteine / Eiweiß)
•   Vitamine
•   Fettsäuren
•   Hormone

Das eine bedingt oft das andere, nach dem Motto: „Alles hängt mit allem zusammen.“
Vitamine haben dabei ganz essenzielle Funktionen: Sie dienen bei vielen biochemischen Reaktionen als Co-Faktoren und Co-Enzyme. Das bedingt eine gute bzw. ausreichende Versorgung unseres Körpers mit Vitaminen und dies wiederum macht eine abwechslungsreiche, nährstoffreiche Ernährung mit möglichst frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln unverzichtbar. Ohne Co-Faktoren können viele Enzyme ihre Funktion nicht erfüllen. Insbesondere die B-Vitamine sind als Vorstufen von Co-Enzymen in diesen Prozessen von Bedeutung.

Was braucht ein gut funktionierender Stoffwechsel?
Eine gute Versorgung des Körpers mit den richtigen Nährstoffen, insbesondere:
•   Vitaminen
•   Mineralstoffen und Spurenelementen
•   guten Fetten
•   Aminosäuren

Wann und warum kann es zu Dysbalancen und Störungen kommen?
In speziellen Lebensphasen, mit zunehmendem Alter bzw. wenn der Lebensstil über Jahrzehnte nicht besonders gut war, kann es sein, dass Nährstoffe nicht ausreichend zur Verfügung gestellt oder einzelne nicht optimal verwertet werden – sprich: sie kommen nicht an, wo sie gebraucht werden. Mögliche Ursachen:

Ernährungsverhalten:
•   zu viel und oft hochkalorisch
•   industriell verarbeitet (Zusatz von Stoffen, die uns nicht guttun) – zu wenig naturbelassen (Stoffe, die uns ggf. fehlen)
•   zu fett – zu viele ungünstige Fette und zu wenig gute Fette
•   zu süß – zu viel Zucker und ungünstige Kohlenhydrate, zu wenig Ballaststoffe und Vitalstoffe z.B. aus Vollkorngetreide
•   zu wenig wichtige Mikronährstoffe bzw. Vitalstoffe
•   zu viele „Genussgifte“

Bewegung:
•   zu wenig körperliche Betätigung (Alltagsbewegung, Sport etc.)

Stress:
•   zu viele Reize und Drücke

Mögliche Dysbalancen und Stoffwechselstörungen
•   im Fett-, Kohlenhydrat- und Zuckerstoffwechsel
•   im Bereich der Hormone, Botenstoffe, Neurotransmitter
•   im Säure-Basen-Haushalt
•   bei Entgiftung / Ausscheidung

Langfristige Folgen und mögliche Erkrankungen
(durch obige Faktoren erworben, oder erblich bedingt)
•   Insulinresistenz
•   Gicht
•   Hormonelle Dysregulation (Schilddrüse)
•   Darmbarrierestörungen
•   Gestörte 3-Phasen-Entgiftung
•   Osteoporose
•   Hyperlipidämie
•   Lactose-Fructose-Intoleranz

Indikatoren, dass der Stoffwechsel nicht rund läuft
•   unerwartete Gewichtszunahme
•   Müdigkeit, Abgeschlagenheit bis hin zur Erschöpfung
•   Haarausfall, trockene Haut bis hin zu Hautproblemen (Rötungen, Ekzeme, Juckreiz, Ausschläge …)
•   Kopfschmerzen häufig
•   Gedächtnisleistung und Konzentration vermindert
•   Stimmungsschwankungen vermehrt

Was beeinflusst den Stoffwechsel?
•   Genetik und Alter: Der Grundumsatz ist individuell und verändert sich mit dem Alter.
•   Muskelmasse: Mehr Muskeln = höherer Energieverbrauch in Ruhe.
•   Hormone: Schilddrüsenhormone, Insulin, Cortisol etc.
•   Lebensstilfaktoren: Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stress

Stoffwechsel gesund erhalten und unterstützen
•   ausgewogene Ernährung – ggf. zusätzlich bzw. nach Bedarf: Nahrungsergänzung
•   ausreichend Bewegung (Energiestoffwechsel ankurbeln; auch Krafttraining, Muskelerhalt oder -aufbau!)
•   Übergewicht meiden
•   Genussgifte meiden
•   auf guten Schlaf achten (Regeneration wichtig für STW)
•   ausreichend Wasser trinken (Kräutertees nach Bedarf zur Unterstützung)
•   auf gesundes Darmmikrobiom achten
•   Entgiftungs- und Ausscheidungsprozesse unterstützen
•   Leber unterstützen

Tipp:
Welcher Sport, welche Ernährung, welche Nährstoffe für mich und meinen Stoffwechsel günstig sind, ist oft individuell in den Genen angelegt.  Eine GENANALYSE kann Aufschluss geben.

Kräuter und Heilpflanzen zur Unterstützung?
Schlechte Nachricht:
Es gibt keine  Pflanzen, die im wissenschaftlich / schulmedizinischen Sinne den „Stoffwechsel ankurbeln“ oder die beim „Abnehmen“ helfen.

Gute Nachricht:
Es gibt Pflanzen für Niere, Leber, Darm und indirekt damit für den Stoffwechsel – also zur Unterstützung und allgemein zur Gesunderhaltung. Das sind u.a. typische

  • Nieren-Pflanzen
    zur Durchspülung bzw. Anregung und Pflege der Harnwege und damit Unterstützung der Ausleitung. Achtung zu „Aquaretika“ sollte man viel zusätzlich trinken und sie sind nicht geeignet bei Herz- und Niereninsuffizienz:

    • Löwenzahn
    • Brennnessel
    • Birkenblätter
    • Zinnkraut / Ackerschachtelhalm
    • Bärentraubenblätter
    • Echte Goldrute
    • Meerrettich
    • Kapuzinerkresse
    • Wacholderbeeren etc.
  • Leber-Galle-Pflanzen – meist sogenannte „Bitterstoffpflanzen“
    zur Anregung der Verdauungssäfte (insbesondere der Verdauungsenzyme):

    • Artischocke
    • Löwenzahn
    • Schafgarbe
    • Wermut
    • Engelwurz und Meisterwurz
    • Wegwarte / Zichorie
    • Kurkuma (-wurzel)
    • Olivenblatt
    • Enzian (-wurzel)
    • Mariendistel etc.

Die Wirkung ist in erster Linie den Bitterstoffen zuzuschreiben, aber auch den ätherischen Ölen (amara aromatica) und Scharfstoffen (amara acria).

Omas Küche – Erfahrung und Intuition: die richtigen Kräuter und Gewürze
Zu fettem Braten (Schweinebraten / Gänsebraten) reichte man in unseren Breiten oft als Beilage Sauerkraut – gewürzt mit z.B. Wacholder, Kümmel, Beifuß, Wermut, Bohnenkraut. Die Inhaltsstoffe wirken positiv auf die Fettverdauung (galleanregend) und sind karminativ.
Ganz allgemein wurden fette Speisen und Fleisch gerne gewürzt mit entsprechenden Pflanzen: Majoran, Pfeffer, bes. Cayennepfeffer (Capsaicin), Muskatnuss, Rosmarin. In Asien (Ayurveda, TCM etc.) spielte u.a. Zimt eine Rolle (Blutzucker und Cholesterin); Kurkuma.

Aromatische Gewürze wie Fenchel, Kümmel, Anis oder Koriander finden sich oft in traditionellen Verdauungsschnäpsen: Pernod, Ouzo, Raki und auch im Sauerteigbrot als Brotgewürze. Sie wirken u.a. karminativ.

Meerrettich, Radieschen, weißer Bierrettich waren in Bayern und Österreich beliebte Beilagen zu deftigen Fleischspeisen. Ihre ätherischen Öle und Scharfstoffe (Senfölglykoside) und / oder Bitterstoffe wirken: karminativ, speichelflussanregend, magensaftanregend, gallenflussfördernd, Verdauungsenzyme aktivierend, leberunterstützend etc. Außerdem wirken sie antibakteriell: Es gab keine künstlichen Konservierungsstoffe anno dazumal, weshalb Lagerung und Haltbarkeit bzw. Verderblichkeit ein Problem waren und man Hilfe in der Natur suchte und oft fand.

Fazit
Ein gut funktionierender Stoffwechsel ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines inneren Gleichgewichts – wie es auch die TEM (Traditionelle Europäische Medizin) und die Klosterheilkunde seit Jahrhunderten beschreibt. Wer Körper, Geist und Seele, Ernährung und Lebensrhythmus in Einklang bringt und das „gute Maß“ beachtet, stärkt nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch die Selbstregulation und Widerstandskraft des gesamten Organismus.

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