VORSICHT – FOOD FRAUD!

Food Fraud (Lebensmittelbetrug) ist ein globales Milliardengeschäft mit vielen Nuancen. Verdorbene Ware wird in Umlauf gebracht, Herkunftsnachweise werden gefälscht, billige Imitate als qualitativ hochwertige Ware verkauft, Füllgewicht manipuliert. Das Spektrum reicht von Fleisch über Eier, Fisch, Honig und Wein bis zum Olivenöl.

Lebensmittelbetrug ist eine strafbare Handlung und beschreibt das vorsätzliche Inverkehrbringen von Lebensmitteln, deren tatsächliche Beschaffenheit nicht mit ihrer Beschreibung auf der Verpackung übereinstimmt. Die vorsätzliche Täuschung zielt in den meisten Fällen auf einen finanziellen oder wirtschaftlichen Vorteil ab und kann schlimmstenfalls ein Gesundheitsrisiko für den Verbraucher darstellen. Durch den Tatbestand der Vorsätzlichkeit grenzt sich ein Lebensmittelbetrug klar von Verunreinigungen durch beispielsweise Listerien im Käse (2010) oder durch EHEC verseuchtes Gemüse (2011) ab.

Auf EU-Ebene wurde eine eigene Stelle, das Wissenschaftszentrum für Lebensmittelbetrug und -qualität, eingerichtet. Dieses ist als eine Art Frühwarnsystem konzipiert und veröffentlicht u.a. einen monatlichen Bericht über publik gewordene Lebensmittelskandale und beschlagnahmte Waren. Dabei werden weltweit alle relevanten Betrügereien mit Lebensmittel kommuniziert, da die Handelsströme naturgemäß grenzübergreifend funktionieren und schließlich auch die europäischen Länder betreffen können.

Typische Vergehen sind:

– Milch, die mit Wasser und Chemikalien versetzt wurde
– gepanschtes Chilipulver
– importierte Wassermelonen mit falscher Etikettierung
– Olivenöl ohne Dokumentation von Herkunft und Qualität
– Fisch und Meeresfrüchte ohne Herkunftsnachweis und Ablaufdatum
– Honig mit gefälschter Herkunft
– verunreinigtes und gefärbtes Fleisch
– gepanschte Getränke
– geschmuggelte Eier
u.v.m.


Am häufigsten betroffene Produkte

Lebensmittelbetrug finden wir bei den unterschiedlichsten Produktgruppen. Am beliebtesten ist das Verfälschen von Olivenöl. Hier wird billiges raffiniertes Öl als natives, kalt gepresstes Öl verkauft bzw. das Olivenöl mit minderwertigen Ölen verschnitten. Beim Fleisch werden gerne nicht deklarierte Fleischsorten verwendet (siehe Pferdefleischskandal) sowie beim Mindesthaltbarkeitsdatum betrogen oder das Fleisch wird mit Wasser gespickt, um mehr Gewicht zu erzielen. Auch beim Fisch gibt es leider viele Möglichkeiten des Betrugs. So z.B. kann Fisch entgegen der Auslobung nicht aus zertifizierten Beständen kommen oder Garnelen werden zur Gewichtserhöhung mit Gel aufgespritzt. Apropos Gütesiegel: Gerne wird mit Bio-Lebensmitteln geworben, obwohl die Rohstoffe aus konventionellem Anbau stammen. Honig und Ahornsirup werden oft mit günstigem Zuckersirup gestreckt und Alkohol wird zur Verringerung des Alkoholgehalts verdünnt oder mit falschen Alkoholen wie z.B. Methanol gestreckt. Auch beim Anbaugebiet von Wein, Champagner, Kaffee und Tee wird gemogelt. Bei Letzterem ist auch die bewusste Streckung mit fein gemahlenen Pflanzenresten eine gängige Betrugsmasche.


Die häufigsten Tatbestände

Zu den häufigsten Arten von Lebensmittelbetrug zählen laut BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) der Zusatz von lebensmittelfremden Stoffen zur Vortäuschung einer besseren Qualität, wie Färben von Fleisch, Fisch oder Öl. Auch das Strecken von Lebensmitteln, beispielsweise von Tee, Ölen, Getränken etc. ist eine beliebte Methode, um möglichst viel Profit zu lukrieren. Ähnliches gilt für den Verschnitt der Lebensmittel mit billigen Produkten aus anderen geographischen Regionen – ohne entsprechende Kennzeichnung wohlgemerkt.


Behörden arbeiten weltweit zusammen


Seit 2011 gehen Behörden mit sogenannten „OPSON Operationen“ gegen Lebensmittelbetrug vor. Diese werden weltweit von Europol und Interpol koordiniert, mit dem Ziel gefälschte und minderwertige Lebensmittel aus dem Verkehr zu ziehen. Seit der ersten OPSON-Operation (OPSON I), an der 10 Staaten teilnahmen, ist die Anzahl der teilnehmenden Staaten kontinuierlich gewachsen. An der Operation OPSON IX haben bereits 83 Staaten teilgenommen, u.a. auch Deutschland und Österreich. Jede OPSON-Operation setzt Lebensmittel-Schwerpunkte, die Teilnahme der Länder erfolgt jedoch freiwillig. So lag der Schwerpunkt der Operationen OPSON V 2015/2016 bei Fischen aus Asien, OPSON VI 2016/2017 bei Haselnusserzeugnissen aus der Türkei, Georgien und Italien, OPSON VII 2017/2018 bei der Qualität von Thunfisch innerhalb Europas, OPSON VIII 2018/2019 bei Verfälschungen von Kaffee in Europa, OPSON IX 2019/2020 bei Verfälschungen von Olivenöl und der Qualität von Bourbon Vanille, OPSON X 2020/2021 bei Verfälschungen von Honig in Europa und OPSON XI 2021/2022 bei Fehldeklarationen und Fremdwasserzusatz bei Fischen, Krebs- und Weichtieren.


Fokus Honig

Österreich hat sich im Rahmen von OPSON X 2020/2021 an Untersuchungen rund um den Honig beteiligt. Ziel der Schwerpunktaktion war es, Honig auf Echtheit und Herkunft zu überprüfen. Österreichweit wurden 20 Proben genommen, 8 wurden aufgrund von Verfälschung durch Zugabe von Zuckersirup, Irreführung oder Zusammensetzung beanstandet. Im Vergleich dazu schnitt Österreich 2023 bei der Operation OPSON XII wesentlich besser ab. Der Fokus lag diesmal u.a. auf betrügerischen Praktiken bei hochpreisigem Manukahonig aus Neuseeland. Dieser ist aufgrund seines hohen Preises und begrenzter Verfügbarkeit oft Gegenstand von klassischem Etikettenschwindel. Berichten zu Folge befindet sich mehr Manukahonig am Markt als in Neuseeland jährlich produziert wird. Überprüft wurden 12 Proben aus Wien, Niederösterreich und Salzburg. Keine einzige Probe wurde beanstandet.


Fokus Olivenöl

Bereits 2019 startete die OPSON-Operation IX. Ziel war die Bekämpfung von Lebensmittelbetrug bei Olivenöl in elf europäischen Staaten. Olivenöl bietet ein besonders hohes Betrugspotential aufgrund der erheblichen Preisdifferenz zwischen Nativem Olivenöl Extra und Olivenölen anderer Qualitätsstufen. Um ein Produkt als „nativ extra“ zu bezeichnen, müssen strenge Qualitätskriterien und Beurteilungsmerkmale erfüllt werden. Betrogen wird z.B. durch eine falsche Herkunftsangabe oder einen Verschnitt mit raffiniertem Olivenöl oder Fremdölen. Schlimmstenfalls handelt es sich bei Nativem Olivenöl Extra in Wahrheit um Soja- oder Sonnenblumenöl, das mit färbenden Substanzen versetzt wird. Insgesamt konnten im Rahmen der Untersuchungen in Deutschland in 19 Fällen irreführende Praktiken bei Olivenöl nachgewiesen werden. Dies entsprach einem Viertel der untersuchten Proben. Bei den nachgewiesenen Verfälschungen handelte es sich u.a. um die Substitution mit anderen Pflanzenölen oder Lampantölen (niedrigste Güteklasse), die nicht an den Endverbraucher abgegeben werden dürfen. Zusätzlich zu den als irreführend beanstandeten Proben wurden Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften festgestellt.


Nahrungsergänzungsmittel

Natürlich gibt es auch bei Nahrungsergänzungsmitteln, die eigentlich der Gesundheit und dem Wohlbefinden dienen sollten, vorsätzliche Betrugsfälle. Am häufigsten betroffen sind Produkte zur Potenzsteigerung sowie Schlankheitsmittel. So wird laut deutscher Verbraucherzentrale in verschiedenen frei verkäuflichen Nahrungsergänzungen gegen erektile Dysfunktion nicht deklariertes Sildenafil (Arzneiwirkstoff mit gefäßerweiternder Wirkung) gefunden. Besonders dreist: In einem Schlankheitsmittel wurde statt mexikanischem Weißdorn ein giftiger Gelber Oleander eingesetzt. Die meisten Produkte dieser Art werden online vertrieben und einige davon sind laut Hersteller Raubkopien, die in der Aufmachung dem Original gleichen, jedoch statt aktiven Wirkstoffen lediglich Reismehl o.ä. enthalten. Daher wird empfohlen beim Einkauf von Nahrungsergänzungen direkt beim Händler zu bestellen bzw. einen vertrauenswürdigen und seriösen Anbieter zu wählen.

 

Dieser Blog basiert auf einem Text von Mag. Larissa Grünwald, Ernährungswissenschafterin, für das Gesundheitsmagazin aus Salzburg „natürlich besser leben“.

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