DURCH MEHR GELASSENHEIT ZU EINEM GUTEN LEBEN

Der Stoizismus ist eine philosophische Schule, die im antiken Griechenland entstand, von römischen Philosophen weiterentwickelt wurde und heute eine Renaissance erlebt. Die Lehren der Stoa zeigen uns, dass unsere Gefühle erst durch unsere Bewertung von Situationen entstehen. Wir sind also Herr über unsere Gedanken und Gefühle und wenn wir unterscheiden, was wir beeinflussen können und was nicht, kann uns das zu mehr Gelassenheit verhelfen und das ist in schwierigen Zeiten wichtiger denn je.

Immer mehr Menschen beklagen die Gegenwart, haben wenig Hoffnung in eine gute Zukunft und fühlen sich unsicher und unzufrieden. Warum eigentlich? Probleme gab es immer, oft mit massiven Einschnitten in die Lebenssituationen der Menschen; über Jahrtausende herrschten

  • Kriege
  • Armut und Not
  • Krankheiten
  • Unterdrückung bis hin zur Sklaverei
  • geschlechtliche Diskriminierung höchster Art
  • Willkür statt Rechtstaatlichkeit

Da geht es uns heute glücklicherweise deutlich besser, ohne die Schwierigkeiten unserer Zeit kleinmachen zu wollen. Jede Zeit hat ihre Themen und ist herausfordernd! Zur Lösung dieser Themen prallen naturgemäß Pro und Contra-Ansichten aufeinander – und das ist auch gut so. Müssen wir uns dadurch unsere Lebenszufriedenheit einschränken oder nehmen lassen? Nein!

Praktische Anleitungen für ein zufriedenes Leben
Hilfreich für eine leichtere Haltung gegenüber den von uns empfundenen Problemen kann die Lehre der Stoa sein. Als Begründer dieser Strömung der griechischen Philosophie gilt Zenon von Kition (um 300 v. Chr.). Berühmte und einflussreiche Stoiker waren Epiktet, ein ehemaliger Sklave, Seneca, ein berühmter Dramatiker und politischer Berater und der römische Kaiser und Philosoph Mark Aurel. Ihre Lehren bieten praktische Anleitungen, die uns helfen können, ein zufriedenes Leben zu führen. Und zwar durch eine andere, ruhigere und konzentriertere Sicht auf das Leben und den Menschen und seine Möglich- und Unmöglichkeiten.

 

Wir sind „Herr“ über unsere Gedanken und Gefühle
Stoisch zu sein bedeutet nicht emotionslos zu sein oder gleichgültig gegenüber dem was geschieht, sondern es bedeutet, eine reflektierende Einstellung zum Leben und seinen Gesetzmäßigkeiten einzunehmen, die durch Selbstkontrolle, Gelassenheit und eine philosophische Sicht auf das Leben geprägt ist.

Wie oft machen uns bestimmte Situationen traurig, wir sind von etwas oder jemandem enttäuscht, wir ärgern oder freuen uns und sind diesen Gefühlen scheinbar hilflos ausgeliefert.

Die Stoiker sind überzeugt, dass wir für unsere Gefühle selbst verantwortlich sind. Gefühle würden erst durch unsere Bewertungen von Situationen entstehen. Es gilt im Leben also zu unterscheiden, was man beeinflussen kann und was nicht. Man muss erkennen, dass man selbst Herr über seine Gedanken und Gefühle ist. Mit dieser Freiheit und Selbstverantwortung erhält man einen neuen Blick auf die Welt und das eigene Leben und lernt, mit schwierigen Situationen besser umzugehen – gelassen zu werden.

 

Prüfen, Erkenntnis erlangen und mit Vernunft entscheiden
Der Wissende folgt seinem Verstand und denkt eigenständig, ist ein Credo der Stoiker. Er hört nicht auf die Menge. Er prüft jeden Gedanken genau, berücksichtigt möglichst viele Zusammenhänge, Pro und Contra, wägt ab und kommt schließlich zu einem vernünftigen Ergebnis. Im stoischen Sinn ist Wissen das Ergebnis eigenständigen Denkens und somit die höchste Tugend.

 

Leitfaden für eine umsetzbare stoische Haltung
Um eine stoische Lebenshaltung anzunehmen, muss man kein Experte in der stoischen Philosophie sein, denn die Lehren sind leicht nachvollziehbar, aber (wie so oft) nur durch bewusste Anwendung und durch Training wirksam. Wandlung in unserer Einstellung zum Denken und Handeln ist auch hier gefragt. Nachstehend einige Anregungen, wie man stoische Prinzipien im Alltag anwenden kann:

Selbstkontrolle
Stoische Menschen versuchen, ihre Emotionen und Begierden zu kontrollieren, anstatt von ihnen beherrscht zu werden. Sie üben sich in der Selbstbeherrschung, denn sie wissen um die Macht der Emotionen, drängen diese bewusst zurück und lassen sie durch den Verstand relativieren.

Gelassenheit
Stoische Menschen bleiben in schwierigen Situationen als Folge ihrer Selbstkontrolle und der Beherrschung ihrer Emotionen ruhig und gelassen. Aus dieser Haltung erwächst zusätzliche Kraft, um einem Problem zu begegnen oder ein größeres Verständnis gegenüber dem Auslöser des Problems zu haben.

Vernunft und Logik
Stoische Menschen schätzen die Vernunft und versuchen ihre Entscheidungen auf rationaler Basis zu treffen. Sie beziehen aber die Sprache der Emotion immer mit ein, in der Erkenntnis, dass Verstand und Emotion für gute Entscheidungen zusammengehören. Beide zusammen sind ein Baustein für unsere Intuition. Nur im Zweifel, wenn Vernunft und Emotion zu keiner einheitlichen Ansicht gelangen, treffen Stoiker Entscheidungen rein auf der Grundlage von Vernunft und Logik.

Akzeptanz
Stoische Menschen akzeptieren Dinge, die sie nicht kontrollieren oder beeinflussen können,  nach dem Motto: „Es ist wie es ist“. Sie versuchen die Welt so zu akzeptieren, wie sie ist, in der Hoffnung auf Lösung der Schwierigkeiten. Dafür konzentrieren sie sich mit ganzer Kraft auf die Dinge, die sie kontrollieren und lösen können.

Einfachheit und Konzentration
Stoische Menschen schätzen die Einfachheit und versuchen ihr Leben von unnötigen Komplikationen zu befreien. Sie konzentrieren sich auf die wesentlichen Dinge im Leben und lassen sich nicht von unzählig vielen Kleinigkeiten ablenken oder von Dingen, die sie nicht beeinflussen können. Durch diese Konzentration entsteht eine hohe Lösungsdynamik für die Bewältigung der Schwierigkeiten.

 

Fazit

Indem man sich diese Prinzipien tagtäglich vor Augen führt und anwendet, kann man ein stoisches, also ein ruhigeres und gelasseneres Leben führen und besser mit den Herausforderungen des Lebens umgehen.

 

Text: Uwe Büttner, Unternehmer und Referent für Europäische Klosterheilkunde

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