Seit jeher gilt die Linde, Heilpflanze des Jahres 2025, als Baum der Gemeinschaft, als „Beziehungsbaum“. Ihre Blätter sind herzförmig, alles an ihr ist weich, lind, mild und sanft und sie symbolisiert, wie kein anderer Baum, die Liebe und das Weibliche. Begeben Sie sich mit uns auf eine Spurensuche.
Die Verwendung von Lindenblüten für einen Erkältungstee ist eines der wenigen Hausmittel, das wohl fast in jedem Haushalt bekannt ist. Welche Schätze die Linde aber sonst noch für uns und vor allem für unsere Seele bereithält, wissen nur mehr wenige Menschen. In unseren Baumjahreskreisen im Mühlviertel in Oberösterreich versuchen wir altes Wissen wieder aufleben zu lassen, weiterzugeben und die Menschen wieder für die Heilkräfte der heimischen Bäume, wie der Linde, zu sensibilisieren.
Viele Teile unserer Bäume können ganz einfach gesammelt und weiterverarbeitet werden, für Küchenschrank und Hausapotheke. Wichtig ist, dass die Menschen wieder ins Spüren und ins Tun kommen.
Was sagt die Volksheilkunde?
Wenn wir im Winter von (fiebrigen) Erkältungskrankheiten gebeutelt werden, dann „lindert“ der Lindenblüten-Tee sprichwörtlich die Beschwerden, denn die Linde entkrampft, lässt uns schwitzen, leitet aus und entlastet die Nieren. Sie reguliert unsere Temperatur sanft, ohne das Herz zu belasten. Gleichzeitig wirkt sie entspannend und beruhigend. Ergänzt um Holunder- und Mädesüßblüten wird ein top Erkältungsmittel daraus. Die Holunderblüten heizen uns richtig ein und lindern den Husten. Auch das Mädesüß, das gerne in sumpfigen Wiesen blüht, treibt den Schweiß und wirkt zudem schmerzlindernd, weil es ähnlich wie die Weidenrinde als „natürliches Aspirin“ gilt.
Ein Tee aus Lindenblüten und Melisse wirkt beruhigend und, abends getrunken, sanft schlaffördernd.
Auch als Badezusatz eignet sich der Lindenblüten-Tee. Dazu etwa 100 g getrocknete Blüten mit 2 Liter kochendem Wasser übergießen, nach 10 Minuten abseihen und dem Badewasser zugeben. Das Bad wirkt entspannend und das Herz beruhigend.
Ein Kaltansatz aus den Blüten soll Nervosität senken und ebenfalls zur Entspannung beitragen. Mit einem Heil-Öl aus den Blüten können entzündete Hautpartien, Hämorrhoiden und auch entzündete Schleimhäute im Vaginalbereich behandelt werden. Kalte Füße lassen sich mit einem Fußbad aus einem Lindenrinden-Tee und Salz verbessern, indem die Durchblutung gefördert und die Entgiftung angeregt wird.
Aus dem Holz der Linde bereitet man die Lindenkohle zu (auch in der Apotheke erhältlich), die in der Volksheilkunde zum Binden von Giftstoffen im Magen verwendet wurde. Bei Blähungen, Erbrechen, Sodbrennen und Magenentzündung empfahl man die Einnahme messerspitzenweise, ein- bis zweimal am Tag. Zu einem Zahnpulver verarbeitet, vermag die Lindenkohle das Zahnfleisch zu desinfizieren und zu stärken.
Die schleimhaltige, frische Bastrinde wurde als „Brandwunden-Pflaster“ zur Versorgung von Verbrennungen aufgelegt, um die Heilung zu beschleunigen und die Hautregeneration zu fördern. Der Tee aus der Bastrinde wurde bei schmerzhaftem Urinieren, bei Entzündungen und Prostatabeschwerden angewendet.
Frische Blätter, langsam gekaut, lindern Sodbrennen und beruhigen Magenschmerzen.
Lindenknospen werden in der Knospentherapie eingesetzt. Dem Gemmomazerat aus den frischen Knospen der Sommer-Linde werden vor allem Wirkungen auf das Nerven- und Stoffwechselsystem zugesprochen. Auch immunstärkende Unterstützung darf man erwarten.
In der Gemmotherapie wird auch die Silberlinde verwendet, die häufig in Städten anzutreffen ist. Anders als die Winter- und Sommerlinde kann sie gut mit Luftverunreinigungen umgehen. Sie wirkt hauptsächlich auf das Nervensystem und die Psyche und regt den Stoffwechsel an.
Spirituelle Pflanzenheilkunde
Wenn Sie an die Heerscharen von Bienen denken, die sich jeden Juni von den herrlich süß duftenden Blüten anlocken lassen, dann offenbart sich uns ein besonderer Wesenszug der Linde: Sie schätzt die Gemeinschaft. So wie die Bienen lassen sich auch die Menschen zur Linde rufen. Häufig finden wir Dorflinden an einem zentralen Platz im Ort, wo sich Menschen treffen, wo gefeiert und gelacht wird. An manchen Orten findet man auch noch Tanzlinden, um deren Stamm oder in deren Krone ein richtiger Tanzboden gebaut wurde, wo die Menschen beim Tanz und bei Musik verbunden waren. Seit jeher steht der Baum auch neben vielen Gasthöfen, bei Kirchen und Kapellen. Das Wesen der Linde erleben wir nicht nur als einladend, sondern als sanft, mild, lind und weiblich.
Die Mönche aus dem Europakloster Gut Aich am Wolfgangsee haben eine Lindenbaum-Essenz aus allen Teilen des Baumes angesetzt. Für sie kommt darin das Wesen der Linde zum Ausdruck. Sie zeigt, wie man gerade in der schnelllebigen Zeit wieder vom „Ich“ zum „Wir“ kommen kann: „Die Linde ist wie kaum ein anderer Baum befähigt, Lebewesen – Menschen wie Tiere – anzuziehen und zu versammeln. Vom Wesen und ihrer Form her steht die Linde für das weite Herz, das Körper, Geist und Seele öffnet und zueinander in Beziehung setzt. In einer Welt in der Bindungsfähigkeit abnimmt, berührt die Linde die Sehnsucht nach Gemeinschaft und einem sicheren Zufluchtsort.“ Empfohlen wird die Essenz Menschen, die das Urvertrauen ins Leben stärken wollen. Sie lindert Wut und Verbitterung, die aus seelischen Verwundungen stammen und überwindet Trennungsschmerz und führt zu einem neuen Miteinander.
„Die Linde ist vorzüglich geeignet, um die Wechselbeziehung von Gemeinschaft und Individuum unter gesundheitlichen Aspekten näher zu betrachten,“ argumentiert der gemeinnützige Verein NHV Theophrastus die Wahl der Linde zur Heilpflanze des Jahres 2025.
Dieser Text ist ein Auszug aus einem Beitrag von Mag. Verena Reisinger, FNL-Heilkräuter- und Knospenexpertin im Gesundheitsmagazin aus Salzburg „natürlich besser leben, Frühling 2025.
Weitere Themen zur Linde in diesem Artikel sind
- Der Baum der Liebe
- Die Linde in der Mythologie
- Die Linde in unserer Sprache
- Die Linde in der Kulinarik
Die Linde war immer schon ein Symbol für Gastfreundschaft. Vielleicht gibt es auch deshalb so viele Gasthäuser „Zur Linde“. Wenn Sie das nächste Mal in einem Lindenwirtshaus zu Gast sind, suchen Sie die Linde auf, naschen Sie eine Knospe oder ein zartes Blatt und spüren Sie die wundervolle Heilkraft der Linde für Körper, Geist und Seele.
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