ALLES WAS DAS HERZ BEGEHRT – Heilpflanzen zum Wohle Ihres Herzens

„Für alles ist ein Kraut gewachsen“, sagt die Volksheilkunde. So gibt es auch Heilpflanzen für die „Pflege“ unseres Herzens. Darüber hinaus braucht es einen gesunden Lebensstil (Bewegung, ausgewogene Ernährung, Leben in Balance), damit es nicht außer Tritt kommt. Das tut natürlich nicht nur unserem Herzen gut, sondern allen unseren Organen und darüber hinaus auch der Seele.

Wie der Darm oder die Leber, steht auch das Herz in engem Zusammenhang mit unserer Stimmung, unserem Gemüt, unserer Psyche. Tatsächlich gibt es Kräuter und Heilpflanzen, die sich positiv auf das Herz auswirken, indem sie unsere „Seele streicheln“. Aber auch ein paar echte „Herzstärker“ hat uns die Natur beschert.

 

WEISSDORN
Wer eine Garten hat sollte einen WEISSDORN anpflanzen. Erstens ist er eine wunderbare Heckenpflanze – ein alter Name ist Hagedorn (vom mittelhochdeutschen „haga“ für Zaun / Einfriedung und Dorn) – im Frühsommer eine Bienenweide und für uns Menschen stellt er eine Art „Altersvorsorge“ dar. Natürlich nicht im pekuniären Sinn, sondern als Vorsorge für das „Altersherz“: Weißdorn gilt als bestes Mittel bei nachlassender Leistung des Herzens im fortgeschrittenen Alter. Für einen Tee oder eine Tinktur nimmt man Blüten und Blätter; auch die Beeren, die zu einem späteren Zeitpunkt geerntet werden, kann man beimengen. Die Inhaltsstoffe unterstützen eine bessere Durchblutung der Herzkranzgefäße. Dadurch wird der Herzmuskel besser mit Sauerstoff versorgt, was sich positiv auf die Schlagkraft des Herzens auswirkt, zugleich werden die Gefäße erweitert und daher die Belastung reduziert. Außerdem soll Weißdorn blutdruckmodulierend sein.

Er ist sanft beruhigend, auch bei nervösen Herzbeschwerden wie Beklemmungen und leichten Herzrhythmusstörungen. Weißdorntee oder -tinktur ist gut verträglich, es sind keine Nebenwirkungen, auch bei Langzeitanwendung, bekannt. Das ist gut so, denn es braucht Zeit bis der Weißdorn sein positives Spektrum im Körper entfalten kann. In manchen Quellen wird Weißdorn auch als „Herzheiler“ bei Liebeskummer bezeichnet.

 

HERZGESPANN
Weißdorn lässt sich gut mit unserer zweitwichtigsten Herzpflanze kombinieren: Das HERZGESPANN heißt im Volksmund auch „Herzheil“, „Herzkraut“ oder „Herzgold“. Das Wort „Gespann“ bedeutete früher auch Krampf und zeigt, dass es bei angespanntem, krampfendem Herzen empfohlen wurde. In alten Kräuterbüchern sprach man dem Kraut Kräftigung zu bei Herzweh, Herzzittern, Herzklopfen und bei „Melancholie des Herzens“. Wissenschaftlich ist es noch zu wenig untersucht. Wie der Weißdorn unterstützt es aber die Durchblutung des Herzens. Bei nervösen Herzbeschwerden, denen keine organische Ursache zugrunde liegt, kann man es jedenfalls mit Herzgespann versuchen.

Zu empfehlen ist es bei Herzklopfen oder -rasen in Verbindung mit Ängsten, wenn das Herz aus dem Takt kommt, besonders bei hormonellen Schwankungen oder Umbrüchen im Leben. Sehr gut ist Herzgespann auch zu kombinieren mit entspannenden, beruhigenden Kräutern wie Melisse, Baldrian und Johanniskraut. Verwendet wird das blühende Kraut als Tee oder Tinktur.

 

MELISSE
Die Melisse, im Volksmund auch als „Frauenkraut“, „Herzkraut“ und „Herztrost“ bekannt, ist angenehm in Duft und Geschmack. Sie bringt uns Ruhe, ist leicht entspannend und entkrampfend auf fast allen Ebenen (Nerven, Verdauung, Unterleib) und sorgt für „Herzensruhe“. Ideal also für Menschen, bei denen sich alles auf das Herz schlägt. Hildegard von Bingen meinte sogar, dass die Melisse das „Herz erfreut“. In alten Kräuterbüchern empfahl man sie u.a., um das Herz zu stärken, besonders, wenn das Herz „in der Nacht beängstigt wird, pocht und die Ruhe stört“. Sie ist eine „Gelassenheitspflanze“, wenn einem alles über den Kopf wächst, geringe Anlässe in Wallung und Aufregung versetzen, bei innerer Unruhe und Angstzuständen. Sie harmonisiert bei Herzbeschwerden auf Grund von Überarbeitung, Reizüberflutung und Stress.

 

Kräuterpfarrer Künzle bezeichnete Melisse als „Trost der Frauen“, sie mache leicht ums Herz, nimmt Beklemmung und Schwermut und solle den Kindbettfrauen zur Herzstärkung verabreicht werden. Ein Tee der Zitronenmelisse ist also nicht nur wohlschmeckend, sondern sorgt auch für körperliches und geistiges Wohlbefinden.

 

ROSMARIN
Rosmarin ist vor allem als mediterranes Küchen- und Würzkraut bekannt. Darüber hinaus gehört er zu den Herz-Kreislauf stärkenden Pflanzen. Pfarrer Sebastian Kneipp hielt große Stücke auf seinen Rosmarinwein, ein Kreislauftonikum bei niedrigem Blutdruck. Rosmarin soll die Durchblutung fördern und den erschöpften Menschen allgemein tonisieren – als Wein, Tinktur, Tee oder Bad. Die Pflanze, die selbst die Wärme und die Sonne liebt, kann das fehlende innere Feuer zurückbringen und so vielleicht dem einen oder anderen bei Antriebslosigkeit und geistiger Erschöpfung wieder die nötigen Lebensgeister einhauchen.

 

GINKGO
Der Ginkgobaum ist in Asien beheimatet und wird dort seit Jahrhunderten sehr geschätzt. Der Tee oder der alkoholische Auszug aus den Blättern wird bei schlechter Durchblutung, leichten Herzrhythmusstörungen, kalten Händen- und Füßen, gegen Arterienverkalkung und bei Konzentrationsschwäche eingesetzt. Gerade für ältere Menschen eignet sich diese Pflanze hervorragend.

 

BÄRLAUCH oder KNOBLAUCH dürfen nicht fehlen als vorbeugendes Mittel zur Gesunderhaltung des Herz-Kreislaufsystems. Was in vielen Ländern und Kulturen ganz normal ist, nämlich reichlich Knoblauch zu essen, wird bei uns u. a. wegen des Geruchs oft vermieden. Dabei sollten Bärlauch als Wildkraut im Frühling und Knoblauch das ganze Jahr über in unserem Speiseplan nicht fehlen. Die Inhaltsstoffe haben ein breites Wirkungsspektrum, u. a. sind sie blutdrucksenkend, durch eine leicht blutverdünnende Wirkung können sie die Thrombosegefahr reduzieren und sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Folglich sind Knoblauch und Bärlauch zur Vorbeugung von Arteriosklerose zu empfehlen.

Die meisten wunderbaren Herzpflanzen der Volksheilkunde tun ihre Wirkung präventiv, bis auf einige, die akut wirken, aber auch giftig sein können und daher als Medikament verschreibungspflichtig sind. So z.B. das Phytotherapeutikum aus dem Herzglykosid Digitalis, einem Pflanzeninhaltsstoff des roten Fingerhuts, das bei Herzinsuffizienz verordnet wird. Auch Bitterstoffe können präventiv zur Gesunderhaltung des Herzens beitragen. So sagte man im asiatischen Raum: „Was bitter im Mund, ist dem Herzen gesund“.

 

RUHE UND GELASSENHEIT
Hören Sie öfter mal auf Ihr Herz und fragen Sie sich, was Ihr Herz begehrt. Es wird Ihnen sagen, was Sie brauchen, abseits von kommerziellen Dingen unserer Konsumgesellschaft. Vielleicht mehr Ruhe, Rhythmus, Gelassenheit, Freude, die Sie empfinden oder Liebe, die Sie schenken oder fühlen, so dass  Ihnen das „Herz übergeht“.

Versuchen Sie sich nicht zu sehr mit Ärger, Wut, Sorgen, Ängsten und Stress zu belasten. Dazu braucht es oft ein Überdenken seiner Einstellungen und Gewohnheiten. Manchmal können auch Kräuter und Heilpflanzen helfen, zur Ruhe zu kommen, Anspannungen zu lösen, weniger Ängsten und Druck zu verspüren, besser zu schlafen und in dunklen Zeiten Licht ins Herz zu lassen. Dazu gehören u. a. Baldrian, Hopfen, Melisse, Hafer, Lavendel, Passionsblume und Johanniskraut.

 

Der Sitz der Seele bzw. des Gemütes, der Empfindungen und Gefühle wurde früher im Herzen vermutet. Alte Redewendungen zeigen, wie das Herz auf unsere Emotionen reagiert. Es schlägt schneller bei Angst und Aufregung, bei Schreck setzt es ganz kurz aus und wir fühlen seelischen Schmerz im Herzen: „das liegt mir sehr am Herzen“, „da lacht einem das Herz“, „ein Herz aus Stein haben“, „traurigen Herzens“, „das Herz ist einem in die Hose gerutscht“ etc. Das Herz ist aber auch mit einem Motor vergleichbar, der alle Systeme mit dem nötigen Kraftstoff versorgt und das Wunderwerk Mensch am Leben hält. Dazu braucht es den richtigen Rhythmus, effiziente Schlagkraft und Kontinuität. Dann schlägt Ihr Herz (in Ruhe) etwa 60 bis 70 mal pro Minute, also rund 50.000 mal am Tag – für SIE. Wenn es für jemanden anderen schlägt, wie eine Redensart sagt, dann sind Sie verliebt, dann haben Sie „Ihr Herz verloren“ und  „es gehört bereits einem anderen“.

 

Aber das ist Stoff für eine neue Geschichte!

 

Diese Informationen sind Erfahrungen aus der Volksheilkunde, Überlieferung von altem Kräuterwissen und ersetzen keinesfalls einen Arzt oder eine fachkundige Beratung.
Text: Mag. Heidi Friedberger – Dipl. Ernährungstrainerin, Dipl. TEH-Praktikerin und Geschäftsführerin der Akademie für Naturheilkunde in Salzburg

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